Das Aus für Frauen- und Elternkurse
„Deutsch lernen – für die Zukunft Ihrer Familie“[1] – so lautet das Motto der Integrationskurse für Eltern und Frauen. Sie wurden eingeführt, um insbesondere Frauen und Erziehenden die Möglichkeit zu geben, neben der Kinderbetreuung einen Sprachkurs zu besuchen. Diese Kurse soll es ab 2025 nicht mehr geben. Hintergrund sind Kürzungen im Bundeshaushalt. [2]
Südwind Freiburg e.V. bietet seit 2009 Frauen- und Elternkurse an. Eltern wollen ihre Kinder bestmöglich unterstützen, damit sie sich gut entwickeln, lernen und ihre Interessen entdecken können. Gleichzeitig müssen zugewanderte Mütter und Väter aber auch ihre eigene Migrationssituation bewältigen. Deshalb orientieren sich die speziellen Kurse an den besonderen Bedarfen von Frauen und Eltern. Durch die Kooperation und die Beratung in Kindertagesstätten, Kindergärten und Grundschulen wird der Zugang zu den Sprachkursen erleichtert.
Im Konzept verankert sind vor allem: die Anpassung der Kurszeiten an die Betreuungszeiten in Schulen und Kitas, die Vermittlung relevanter Themen für den Familienalltag und eine langsamere Progression[3], um Fehlzeiten aufgrund von Erkrankungen der Kinder oder Kita-Schließungen zu berücksichtigen. Mütter sind wichtige Multiplikatorinnen in der Familie, da sie meist für die Erziehung und Ausbildung der Kinder verantwortlich. Sie geben die erworbenen Sprachkenntnisse und Kompetenzen direkt an ihre Familien weiter und tragen so zu einer nachhaltigen Integration bei. Gerade in den Frauenkursen entsteht durch den Austausch über ähnliche Lebenssituationen eine besondere persönliche Atmosphäre. Sprachliche oder kulturelle Unterschiede rücken hierbei in den Hintergrund und die gemeinsamen Lernerfahrung der Teilnehmenden geben ihnen Selbstvertrauen und Sicherheit. Die Rahmenbedingungen dieses Konzepts bieten auch traumabelasteten Personen einen geschützten Raum.
Fazit:
Seit Einführung der Eltern- und Frauenintegrationskurse bei Südwind e. V. vor 15 Jahren laufen diese Angebote äußerst erfolgreich und werden stark nachgefragt. Die ersatzlose Streichung dieser Angebote stößt bei Lehrenden, Teilnehmenden und Kooperationspartnern auf völliges Unverständnis und widerspricht den positiven Erfahrungen.
Abgesehen davon, dass dies den von Südwind Freiburg e.V. gelebten Werten der Teilhabe und Chancengleichheit widerspricht, bringt die Streichung der Mittel nur einen kurzfristigen Einspareffekt. Mittel- und langfristig führt sie zu einem Rückgang der Integrationsleistung mit gesamtgesellschaftlichen Nachteilen. Die damit verbundenen Folgekosten kommen den Steuerzahler teurer zu stehen als die Aufrechterhaltung der Spezialintegrationskurse.
Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass ein bedarfs- und bedürfnisgerechtes Angebot an Integrationssprachkursen die Chancen erhöht, mehr Menschen mit Migrationshintergrund in den Arbeitsmarkt zu integrieren und damit einen Beitrag zur Linderung des Fach- und Arbeitskräftemangels in der Bundesrepublik Deutschland zu leisten.
Um die speziellen Integrationskurse weiterhin anbieten zu können, unterstützt Südwind nachdrücklich die Forderungen zahlreicher Verbände, auch im Bundeshaushalt 2025 ausreichend Mittel für die Sprachförderung in Integrationskursen zur Verfügung zu stellen.
Weiterführende Informationen:
[1] Bundesamt für Migration und Flüchtlinge: Deutsch lernen- für die Zukunft Ihrer Familie. Elternintegrationskurse für Zuwanderinnen und Zuwanderer. 07/2017
[2] https://www.bundeshaushalt.de/DE/Bundeshaushalt-digital/bundeshaushalt-digital.html
[3] 900 in einem Frauen- und Elternintegrationskurs statt 600 in einem Allgemeinen Integrationskurs
https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/gesetzgebungsverfahren/DE/MI4/GEAS_01.html
Statements der Teilnehmerinnen aus den Frauen- und Elternkursen:
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