Schulkindbetreuung Südwind Freiburg e.V. / SCHUKS – Konzept
Das Kind mit seinen kognitiven, emotionalen, sozialen und motorischen Bedürfnissen und Fähigkeiten sowie seine Lebenswelt, besonders seine Familie, stehen für uns im Mittelpunkt. SCHUKS ist ein Angebot für alle Kinder und Familien: bildungsnahe und bildungsferne; gutsituierte und solche, die in prekären Verhältnissen leben, für solche mit Zuwanderungsgeschichte und Alteingesessene.
In Abkehr von einer Defizitorientierung wollen wir Potenziale fördern und Impulse für die weitere Entwicklung geben.
Wir streben eine Vielfalt von Angeboten an, um bedürfnisorientiert zu arbeiten und schauen: Was braucht das einzelne Kind? Dabei richtet sich das besondere Augenmerk auf Kinder und Familien mit Zuwanderungsgeschichte.
Welche Ziele wollen wir erreichen?
- Soziales Lernen: Kommunizieren und Konfliktbearbeitung einüben
- Schulische Leistung sichern und erweitern
- Neugier und Entdeckerfreude stärken
- Arbeitsorganisation, Disziplin, Fleiß und Konzentrationsfähigkeit erlernen
- Kreativität fördern
- Selbständigkeit voranbringen
- Potenziale entdecken
Schulleitung und SCHUKS
Es besteht ein enger Kontakt zwischen dem Träger und der Schulleitung, um sicherzustellen, dass das Betreuungsangebot gut in den schulischen Alltag integriert ist und bei Schwierigkeiten oder Reibungsverlusten möglichst schnell interveniert werden kann. Dazu wird es regelmäßige mindestens monatliche Treffen (jour fixe) zwischen der Schulleitung und der Leiterin des Betreuungsangebots geben, bei denen alle anstehenden strukturellen Fragen besprochen werden und vierteljährlich (später halbjährlich) überprüft wird, ob Veränderungen und Anpassungen notwendig sind.
Lehrkräfte/Kollegium und SCHUKS
Eine gute Kooperation mit den Lehrkräften der Klassen, aus denen die Kinder kommen, ist eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Arbeit. Es wird sichergestellt, dass die Lehrkräfte und die Betreuungskräfte sich persönlich kennen, alle Kontaktdaten haben und sich dadurch ggf. schnell austauschen können. Dafür wird es zu Beginn des Schuljahres eine gemeinsame Konferenz geben, bei der alle wichtigen Punkte angesprochen werden und die gemeinsam von Schule und Betreuungsträger vorbereitet wird. Ziel ist es, sich gegenseitig anzuerkennen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Es sollte zumindest eine weitere Konferenz stattfinden zu aktuellen pädagogischen Inhalten, die das interprofessionelle Team betreffen. Gegenseitige Leistungs- und Verhaltensrückmeldung ermöglichen das Kind gezielter zu fördern. Die Betreuungskräfte dokumentieren mindestens einmal wöchentlich ihre Beobachtungen zu den einzelnen Kindern, in Form eines Logbuchs für jedes Kind. Diese Aufzeichnungen sind die Grundlage für den Austausch mit den Lehrkräften.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Die Eltern sind die Hauptbezugspersonen und -verantwortlichen für die Kinder. Das Elternhaus hat den größten Anteil am Bildungserfolg der Kinder. Nur in enger Zusammenarbeit mit den Eltern kann es gelingen, die Kinder ganzheitlich zu fördern. Dabei sollten schulbasierte und heimbasierte Elternkooperation ineinandergreifen. Die Eltern werden bestärkt, am Bildungsweg ihrer Kinder durch Interessensbekundungen, Gespräche und häuslicher Unterstützung teilzuhaben. Über die Nachmittagsbetreuung können die Eltern stärker an die Schule herangeführt werden, z.B. durch regelmäßige Kontakte und Angebote wie das Elterncafé. Damit sollen besonders Familien mit Zuwanderungsgeschichte erreicht werden, deren Kommunikation mit der Schule zudem unterstützt wird durch muttersprachliche MitarbeiterInnen. Da die Betreuungspersonen die Kinder verstärkt in offenen Situationen erleben, machen sie oft andere Beobachtungen und können den Eltern zu bestimmten Aspekten gezieltere Rückmeldungen geben als die Lehrkräfte. Deshalb ist ein gutes Miteinander im Kontakt mit den Eltern wesentlich. Vor der endgültigen Anmeldung für die Schulkindbetreuung findet eine Infoveranstaltung für die Eltern statt. In Absprache mit den Lehrkräften und gemeinsam mit ihnen werden Elterngespräche durchgeführt und die Betreuungspersonen nehmen ggf. an Elternabenden teil.
Weitere Kooperationen und Netzwerke
Um möglichst vielfältige Angebote machen zu können und um gut vernetzt zu sein mit anderen Akteuren, ist es wichtig, mit allen, die an der Schule arbeiten, in Kontakt zu sein und zudem im Stadtteil verankert zu sein. Nur auf diese Weise kommt ein ganzheitliches Angebot zustande. Damit wird die Teilhabe der Familien gefördert und der Vielfalt im Stadtteil entsprochen.
- Kooperation mit anderen Trägern, Organisationen (z.B. MIKiKs) und Einrichtungen (Jugendtreff: Miniclub; Kindergarten). In Absprache mit den Eltern werden die Kinder an angemeldeten von außerschulischen Partnern angebotenen Maßnahmen teilnehmen können.
- Kooperation und Vernetzung im Stadtteil: Die bereits fest etablierten Kontakte in den Stadtteil (Stadtteiltreff, Stadtteilrunde) werden gepflegt und erweitert.
- Kooperation mit anderen Bereichen von Südwind Freiburg e.V. (Elternsprachkurs, Kulturarbeit).
Durch die enge Verbindung des Vereins zur Pädagogischen Hochschule ist gewährleistet, dass auch neue pädagogische Themen Eingang in die Arbeit finden.
Derzeit steht im Vordergrund der Arbeit das Thema Inklusion. Jedes Kind soll sich entsprechend seiner Bedürfnisse und Fähigkeiten, also unabhängig von seiner ethnischen oder sozialen Herkunft, seinem Geschlecht oder Alter, vollständig und gleichberechtigt am Schulleben beteiligen können. Um die Heterogenität der SchülerInnen zu berücksichtigen, ist Binnendifferenzierung notwendig. Im Leitbild der Lortzingschule ist dies wie folgt verankert:
Im Unterricht werden die individuellen Lernbedürfnisse und Interessen der SchülerInnen berücksichtigt und gefördert.
Auf der Basis einer umfassenden Wahrnehmung und Beobachtung der Potenziale und Defizite des Kindes werden auch in der Schulkindbetreuung Maßnahmen und Angebote, die den individuellen Bedürfnissen gerecht werden, entwickelt. Dieser Anspruch kann nur eingelöst werden, wenn die Betreuenden die Kinder gut kennen und wenn eine Kontinuität der Betreuung gewährleistet ist. Zudem kann solch professionelles pädagogisches Handeln nur sichergestellt werden, wenn die MitarbeiterInnen entsprechende Qualifikationen vorweisen können.
Eine enge Verzahnung von Unterricht und Betreuung wird angestrebt. Voraussetzung dafür ist zum einen eine strukturierte Lernumgebung, zum anderen ein guter Informationsfluss zwischen Lehrkräften und Betreuungskräften. Die Arbeit mit Wochenplänen ermöglicht es, dass sich die Kinder über einen längeren Zeitraum die Lernaufgaben einteilen und erledigen können. Ihre Selbstständigkeit wird gestärkt. Dafür müssen die Betreuungskräfte sehr gut informiert sein, welches Kind bis wann welche Aufgaben zu bearbeiten hat. Auf diese Weise können die Kinder einüben, ihr Lernen selbst zu organisieren.
Folgende Rahmenbedingungen müssen dafür gegeben sein:
- Wochenarbeitsplan: Gemeinsam mit den Lehrkräften wird ein Rückmeldesystem aufgebaut, damit alle Beteiligten wissen, wo das Kind steht und was noch zu bearbeiten ist.
- Förderung der Selbstständigkeit und des selbstorganisierten Lernens durch gezielte Aufforderung und Anleitung, um damit den Stoff, der in den Fächern am Vormittag behandelt wurde, nachzuarbeiten. Bei Bedarf erhalten sie individuelle Unterstützung und Anstöße zum weiteren selbstgesteuerten Lernen z.B. durch spezielle Übungen vor der Klassenarbeit oder der Hilfe bei der Gestaltung eines Referates.
- Beschäftigung der Kinder, die ihre Pflichtaufgaben bereits erledigt haben mit Übungen und anderen Aufgaben, die ein ruhiges Arbeiten erfordern. Dabei können Materialien aus dem Unterricht genutzt werden.
- Zeitpunkt und Dauer: Die Lernzeiten werden gruppenübergreifend klar und eindeutig festgelegt. Auf eine strikte Einhaltung der Zeiten wird geachtet. Abholen der Kinder während der Lernzeiten ist nicht möglich.
Das Betreuungsangebot wird rhythmisiert sein, d.h. es wird im zeitlichen Ablauf auf einen ausgewogenen Wechsel von Anstrengung und Erholung, von Bewegung und Ruhe, von Konzentration und Zerstreuung, von Einzelarbeit und gemeinsamem Tun, von Pflicht und Freiwilligkeit geachtet.
Die Bildungsangebote werden sich an den Bedürfnissen der SchülerInnen orientieren, kognitiv herausfordernd sein, das Interesse wecken und die Partizipation ermöglichen. Eine inhaltliche Verknüpfung von Unterricht und den Bildungsangeboten wird angestrebt. Dafür können auch die Sonderräume der Schule genutzt werden (Werkraum, Bücherei, PC-Raum etc.)
- Sprachförderung:
Die Sprachförderung umfasst den sensiblen Umgang in der Kommunikation mit den Kindern (Sprachvorbild), Unterstützung bei entsprechenden Aufgaben, aber auch spezielle Angebote - Lesepatenschaften:
die LesepatInnen lesen gezielt gemeinsam mit dem jeweiligen Kind. - Computernutzung
(Lernsoftware; Konzentrationsübungen; PC-Programme) - Bastelangebote
(Förderung der Feinmotorik)
Um die Nachmittage ausgewogen zu gestalten, gibt es neben den Lernzeiten verschiedene Freizeitangebote wie zum Beispiel:
- Spiele auf dem Schulhof
- Ausflüge
- sportliche Angebote
- Tanz
- Töpfern
- jahreszeitliche Angebote
Dabei geht es darum, den Kindern Lebensfreude zu vermitteln und ihre Kreativität zu fördern, sowie Wir-Erlebnisse in der Gruppe zu schaffen.
Ergänzt wird das reguläre Angebot durch Projekte mit unterschiedlichem Fokus:
- Spezielle Förderung: Sprache, Lesen, Rechnen
- Medienpädagogische Projekte (Film, Hörspiel, Computer, Fotografieren)
- Kreativität: Kunst, Theater und Musik
- Bewegung und Sport
- Erlebnispädagogische Angebote
- Ernährung: Rund um das Kochen
Die Lortzingschule versteht sich als soziale Schule, deshalb wird besonders auf ein gutes Miteinander und den Aufbau sozialer Kompetenzen geachtet. Sie hat ein Regelsystem entwickelt, dessen Grundprinzipien auch für den außerunterrichtlichen Bereich übernommen werden.
Das Ziel ist es, die Selbstsicherheit der Kinder zu entwickeln und das Selbstbewusstsein zu stärken, indem sie spezifische Stärken ausbauen sowie Schwächen ausgleichen. Die Kinder lernen Verantwortung für sich und für einander zu übernehmen, zu kooperieren, sich gegenseitig zu unterstützen, sich an Regeln zu halten und Konflikte zu lösen. Besonders Mädchen werden ermutigt, ihren eigenen Weg zu finden.
SCHUKS wird Ansätze zum sozialen Lernen voll mittragen und z.B. folgende Maßnahmen unterstützen:
- Etablierung eines Streitschlichterprogramms an der Schule.
- Aufbau eines SchülermentorInnensystems, das bedeutet, dass Viertklässler die Patenschaft für Erstklässler übernehmen.
Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten oder Kinder aus Integrationsklassen werden im Sinne der Inklusion in die außerunterrichtlichen Gruppen integriert: Ihnen wird (siehe Punkt 4) je nach Bedarf besondere Förderung zuteil. Auf individuelle Probleme von Kindern und Familien wird eingegangen. Speziell die vielfältigen und langjährigen Erfahrungen im Umgang mit Kindern und Familien mit Migrationshintergrund erlauben ein kultursensibles Arbeiten mit Rücksicht auf kulturelle und religiöse Regeln und Normen. Gleichzeitig wird achtsam mit vorschnellen kulturellen Zuschreibungen umgegangen.
Für die Kinder, die besonderen Förderbedarf haben, werden von Lehrkräften und dem Betreuungspersonal gemeinsam Förderpläne erstellt und regelmäßig angepasst.
Besonders wichtig ist es dabei, eigene Grenzen zu erkennen und sich neben den internen auch mit externen KooperationspartnerInnen wie Fachkräfte und Dienste (Beratungsstellen, TherapeutInnen, ÄrztInnen etc.) eng abzustimmen.
Räume
Um Räume und Ausstattung der Schule nutzen zu können, ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zwischen Schule und außerunterrichtlichen Partnern von zentraler Bedeutung. Es gibt vier feste Betreuungsräume, in denen vormittags kein Unterricht stattfindet, aber die Vormittagsbetreuung und in denen nachmittags nach den Lernzeiten freizeitpädagogische Maßnahmen angeboten werden. Die Lernzeiten finden auch in Klassenräumen statt, wo in Absprache mit den Lehrkräften pädagogisches Material zur Förderung der Kinder genutzt werden kann. Die Klassenräume werden zudem genutzt für Einzelförderung und Kleingruppenarbeit. In den Sonderräumen (PC-Raum, Turnhalle) werden Projekte und spezielle Aktivitäten angeboten. Der Rhythmikraum und die Bibliothek sind Ruheräume für Kinder, die eine Auszeit benötigen. Eine genaue Übersicht (Verteilung der Stammgruppen, der Module und der besonderen Angebote auf die Räume) über die Nutzung der Räume wird erarbeitet, wenn die Zahl der Anmeldungen für SCHUKS feststeht.
Das Personal
Wir werden als Hauptverantwortliche Fachkräfte mit sozialpädagogischer Ausbildung einsetzen, die unterstützt werden von Mini-Jobbern, PraktikantInnen, BuFDis, Ehrenamtlichen (Jugendbegleiterprogramm) etc. Diese werden von den Fachkräften entsprechend angeleitet. Bei der Personalauswahl wird darauf geachtet, dass Vielfalt auch für das Team gilt. Besonders MitarbeiterInnen mit Zuwanderungsgeschichte sind in diesem Feld gefragt, da sie durch ihre Sprachkompetenz und ihre persönlichen Erfahrungen einen besonderen Zugang zu Kindern und Familien mit Migrationshintergrund finden können.
Die Organisation der Gruppen
Wir arbeiten mit einem halboffenen Ansatz. Das bedeutet, die Kinder kommen nach dem Mittagessen in ihre Gruppe mit einer festen Bezugsperson in einem festen Raum und können dort über den Schulvormittag berichten. Das ist ihre Stammgruppe, zu der sie fest gehören, was Ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit vermittelt. Aber dann ist im Laufe des Nachmittags ein Wechsel je nach Angebot möglich, also die Teilnahme flexibel. Das erhöht die Selbstständigkeit der Kinder und gibt ihnen die Möglichkeit, die Angebote nach Interesse und Bedürfnissen auszuwählen. Auf diese Weise können Kinder, die z.B. ähnliche Probleme bei der Lernstoffbearbeitung haben, gruppenübergreifend für eine bestimmte Zeit gemeinsam unter Anleitung lernen.
Evaluation
Um die Qualität der Arbeit sicher zu stellen, werden im Sinne einer formativen Evaluation die Fragen: Wie wirken die Maßnahmen? Was sollte verbessert werden? regelmäßig im Team und bei den Austauschtreffen zwischen der Schulleitung, den Lehrkräften und SCHUKS besprochen. Zudem werden für die summative Evaluation Statistiken geführt, um die Leistung der Kinder (Noten, Versetzung, Übergang in die weiterführende Schule) zu erfassen, sowie durch Befragung werden die Schulfreude und die Fortschritte im sozialen und emotionalen Bereich zu erheben.